Donnerstag, 17. Januar 2008

Predigt über Apostelgeschichte 10 am 21. November 2007, Trinitatiskirche

Die Situation unserer Gemeinde

als Herausforderung und Verheißung

„Wenn wir schon Gebäude schließen müssen, lasst uns doch die Kirche schließen! Das merken 60% unserer Mitarbeiter/innen und 90% unserer Gemeindeglieder sowieso erst mal nicht!“
Die Geschichte, die ich Ihnen heute nahe bringen, nein: die ich Ihnen heute ins Herz stellen möchte, durfte ich mir nicht wirklich aussuchen! Ich habe auch schon ziemlich häufig darüber gepredigt ... Ich bin von den Mitgliedern unseres Kirchenmusikalischen Ausschusses gebeten worden, heute über die Situation unserer Gemeinde als Herausforderung und Verheißung zu sprechen - und da legt sich diese Geschichte nahe! Ich lege Sie Ihnen ans Herz! Wenn Sie an unsere Gemeinde denken, nehmen Sie sich Ihre Bibel und lesen Sie sie nach! Sie steht in Apostelgeschichte 10 ...

1. Ein Mann in Cäsarea aber mit dem Namen Kornelius

und sie beginnt mit folgendem Satz:
„In Cäsarea lebt aber ein Mann namens Kornelius, ein Hauptmann der Abteilung, die „die Italische“ genannt wurde“ (10,1). Und: Kornelius hat ein Problem, das die meisten seiner Kollegen im Amt nicht hatten! Zweiter Satz in unserer Geschichte: „Kornelius war fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Haus und gab dem Volk viele Almosen und betete immer zu Gott“ (10,2). Er hielt sich also nicht an die althergebrachten römischen Gotthei­ten und Traditionen, mit denen er aufge­wachsen war! Er wird's nicht gerade leicht gehabt haben bei seinen Offizierskollegen.

2. Wer fix und fertig ist, trifft keine Engel

Ich finde es großartig, dass seine Geschichte in der Bibel festgehalten ist! Kornelius ist ein lebendiges Ausrufezeichen hinter der Tatsache, dass Gott ein wirkliches, wesentliches Interesse daran hat, den Menschen ganz alltäglich seine Liebe mitzuteilen - und das auch jenseits der Mauern von Gotteshäusern und Kirchen!

Ich will damit jetzt übrigens nicht das allgemeine Vorurteil bedienen, dass man Gott sowieso am besten auf der Bank im Wald für sich allein begegnen kann. Hören wir genau hin: „... der war fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Haus und gab dem Volk viele Almosen und betete ohne Unterlass ...“.
„Fromm“, das sollte man hin und wieder mal erwähnen, ist das Gegenteil von „doof“ und „naiv“; ein anderes Wort dafür ist „gewissenhaft“ oder „Gott-orientiert“. Und das ist man nicht für sich allein, sondern zusammen mit anderen (Kornelius also hier „mit seinem ganzen Haus“, mit einer Hausgemeinde aus Familie und Bediensteten); und das hat auch echte Konsequenzen für die soziale Kompetenz Gott und den Menschen gegenüber: Kornelius betet und unterstützt die jüdische Bevölkerung mit seinem Hab und Gut! Also nix mit Bank im Wald, wo keiner guckt!

Kornelius ist ein aktiver Gottsucher, der sich wirklich auf die Socken gemacht hat! Keiner, der sagt: Man müsste auch mal wieder in die Kirche gehen! und sich dann aber doch lieber die Bild am Sonntag kauft!

Bloß: Kornelius hat keine Kirche, keine Gemeinschaft - und ist es wohl auch leid, sein Gottesdienstsüppchen allein mit seinen Hausgenossen zu kochen. Gern hätte er Orientierung von anderen, mal mit anderen gesprochen, die auch versuchen, ihren Glauben zu leben. Er findet bloß keinen Anschluss. Die jüdische Bevölkerung nimmt gern sein Geld, aber nimmt ihn nicht in die Gemeinschaft auf. Die Römer haben für ihn nicht das richtige Angebot! Und die Christen bleiben am liebsten unter sich!

Aber Gott hat ein Herz für Leute, die nicht so recht ins Bild passen. Gott schickt Kornelius einen Engel! Wenn wir von Engeln hören, haben wir immer schnell gewisse Vorstellungen. Wir sollten das lassen! „Engel Gottes“ heißt einfach „Bote“ oder „Gesandter Gottes“ - Leute, die was ausstrahlen. Sie könnten das sein, wenn Sie Ihren Nachbarn zum Gottesdienst einladen ...
Kornelius’ Engel bittet ihn, Simon Petrus aus Joppe zu sich nach Cäsarea holen zu lassen! „Der wird dir sagen, was du tun sollst!’“ (vgl. 10,6), sagt er.
Und Kornelius beauf­tragt drei sei­ner Leute, diesen Simon Petrus zu ihm zu bringen. Wer immer das auch ist - Kornelius kennt ihn gar nicht! - aber „Der wird dir sagen, was du tun sollst!“ (10,6 Schl.), hatte der Engel gesagt!
Und das will Kornelius: Der will was hören, der will Orientierung, der will was wissen über die Koordinaten eines Lebens im Glauben an Gott, weil ihm dieser Glaube nicht nur Sonntags zur Kirchzeit, sondern ganz alltäglich wichtig ist!

3. Petrus ganz oben

Joppe liegt eine Tagesreise Richtung Süden von Cäsarea. Einen Tag später, als die Männer des Kornelius noch unterwegs waren - es war um die Mittagszeit - da saß Simon Petrus auf dem Dach des Hauses im Schatten.
Petrus ganz oben. Als Leiter der christlichen Gemeinde Jerusalems - auf dem Dach eines Hauses einer Partnergemeinde in Joppe! Eigentlich ist alles in Ordnung! Die christliche Gemeinde war gewachsen, hatte sich über Land und Leute verbreitert. So wie manche heute gern ein „christliches Abendland“ beschwören, konnte Petrus schon mal anfangen, hin und wieder von einem „christlichen Morgenland“ zu träumen.

Und doch stimmte da was nicht! Da stimmte etwas ganz und gar nicht! Da stimmte etwas so derartig nicht, dass es zum Himmel schrie! Oder dass Leute wie Kornelius es zum Himmel schrien! Und dort wurde es gehört.

Ich muss da vielleicht mal kurz etwas ausholen. Genau ein Kapitel vor unserer Geschichte begegnet Jesus einem gewissen Saulus von Tarsus, dem prominentesten Christenhasser und -verfolger der morgenländischen Welt und beruft ihn zum Missionar für Christus. Als Saulus zum Paulus wurde, war das die Geburtstunde der Weltmission! Wäre das nicht geschehen, wäre das Christentum eine flüchtige Erscheinung im Mittleren Osten geblieben - und niemand spräche heute mehr von Jesus!
Aber dass das geschehen ist, zeigt etwas Großartiges! Es zeigt, dass Gott lebendig ist! Dass Gott Dynamik hat! Dass Gott beweglich ist! Dass Gott Kraft und Vollmacht hat - und dass er all das auch benutzt: zum Heil der Menschen!

Petrus wusste von all dem nichts! Petrus dachte: Jesus hat bloß eine Lizenz für jüdische Menschen in Palästina - für Leute, die qua Geburt und Stammbaum schon was mit Gott anfangen können!
Petrus und seine Gemeinden waren irgendwann mal stehen geblieben. Aber die Zeit war weitergegangen. Und nicht nur die Zeit! Gott auch! Niemand hatte bemerkt, dass Jesus gerade unterwegs war nach Europa ... Und wahrscheinlich hätte ihm das auch niemand zugetraut!

Aber Gott sei Dank: Gott ist anders! Er traut seinen Leuten alles zu! Er traut auch Petrus zu, dass er da irgendwann von seinem Dach ganz oben herunterkommt und einfach wieder das Entscheidende tut: „Folge mir nach!“ (Johannes 21,19).
Lukas erzählt, wie Petrus, plötzlich ist der Himmel über ihm offen, sieht, wie sich ein Tischtuch vor ihm herab auf den Boden senkt! darauf: alle Tiere dieser Welt! Und dann sagt eine Stimme: „Steh auf, Petrus, schlachte und iss!“ Und Petrus sieht: Das sind ja alle Tiere durcheinander! Tiere, die nach der Tradition meines Glaubens rein sind - und Tiere, die nach der Tradition meines Glaubens unrein sind. Und er antwortet: „O nein, HERR; denn ich habe noch nie etwas Verbotenes und Unrei­nes gegessen!“ Und dann meldete sich wieder die Stimme und sagte: „Was Gott rein gemacht hat, das nenne Du nicht verboten und unrein!“ (vgl. 10,11-16). Und diese kleine Diskus­sion zwischen Petrus und der Stimme aus dem Him­mel wiederholt sich dreimal.

4. Petrus kommt die Treppe runter

Petrus ist zunächst sehr ratlos, was er davon halten soll. Aber Gott schickt ihm die Übersetzung gleich dazu: Denn unten klopfen jetzt die Männer des Kornelius an die Haustür. Und dieselbe Stimme von vorhin sagt: „Steh auf, steig runter; geh mit diesen Männern und zweifle nicht! Denn ich habe sie gesandt!“ (vgl. Apg 10,20).

Und Petrus geht mit. Er geht mit den Männern des Kornelius nach Cäsarea. Er geht mit Gott nach Cäsarea zu Kornelius, in sein Haus, zu seinen Leuten. Wir können das, glaube ich, gar nicht nachvollziehen, was das bedeutet. Für einen mit jüdischen Traditionen aufgewachsenen Menschen wie Petrus war das das absolute Tabu! Undenkbar!
Aber Petrus denkt auch an was anderes: Er denkt an das Tischtuch und: „Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht verboten und unrein!“ (10,15; vgl. auch 10,28).

Und Petrus versteht: Dieses Evangelium von Jesus, das mein Leben so verändert hat und es gerade wieder verändert, das gilt nicht nur mir oder einem kleinen auserwählten besonderen Teil dieser Erde, das gilt jedem Menschen, der über diese Welt geht! Unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Klasse, Nationalität, Religion, Kirchenmitgliedschaft!
Ich kann die Freude, die ihn bei dieser Erkenntnis durchströmt, förmlich spüren. Es ist die Freude eines Langzeitarbeitslosen, der seinen Traumjob antreten darf! Petrus ist wieder bei der Arbeit: „Folge mir nach!“ (Johannes 21,19).
Petrus predigt Kornelius und seiner Hausgemeinde das Evangelium von Jesus - sie hören ihm zu, und Gott öffnet ihnen das Herz und kommt in ihr Leben! Sie lassen sich taufen!

Als Petrus später nach Jerusalem zurückkehrt, hat er eine keine ganz leichte Aufgabe. Er hatte eine Gemeinde davon zu überzeugen, dass Gott mit der Zeit und mit den Menschen geht - und dass es ihre Aufgabe sei, mitzugehen! Petrus prägt dann irgendwann einmal dieses Wort von der Gemeinde als Haus Gottes, das aus „lebendigen Steinen“ (1. Petrus 2,5) besteht und sich an dem lebendigen Grundstein Jesus orientiert. Und der ist unterwegs in der Welt!

Diese Geschichte von Petrus und Kornelius erzählt in erster Linie von Gottes Leidenschaft! Gott ist fasziniert von den Menschen dieser Welt! Gott ist fasziniert von seiner Gemeinde in der Welt! Und es ist noch mehr als Leidenschaft und Faszination: Es ist Liebe! Er hat seinen Sohn für uns gegeben und damit einen Grund, eine Basis dafür gelegt, um eine echte, innige und persönliche Beziehung zu uns als unser himmlischer Vater aufzubauen!

Das heißt: Wenn Gott an uns denkt, dann denkt er an uns mit Gedanken eines guten Vaters für seine Kinder:
- mit aufbauenden, ermutigenden Gedanken,
- mit Gedanken des Wachstums im Glauben, des Fortschritts, der Entwicklung hin zu unserem großen Ziel in seinem Reich, wo er jeden Schmerz heilen wird, den uns das Leben zugefügt hat oder noch zufügen wird, wo er jede Träne abwischen wird!
Aber Gott, das erzählt diese Geschichte auch, ist nicht blind vor Liebe! Er schickt seine Kinder nicht allein auf einen Weg, den sie nicht schaffen, nicht zu einem Ziel, dass sie nicht erreichen, an dem sie scheitern müssen! Gott hat den Blick der Liebe, der auch unsere Schwachstellen sieht!
- Gott sieht die noch so tiefe, noch so innige und sogar tätige Religiosität eines Kornelius, die aber inzwischen nur noch Fragen aufwirft: Weil sie im eigenen Saft schmort! Weil sie keine Orientierung bekommt! Weil sie keinen echten Anschluss an Gott hat! Weil sie nicht in einer echten Gemeinschaft, in einer echten Gemeinde gelebt wird! Gott sieht das und möchte das ändern!
- Gott sieht Petrus. Petrus auf dem Dach. Petrus ganz oben! Die Welt ist in Ordnung, die Gemeinde floriert, expandiert. Man bleibt zwar irgendwie unter sich, erreicht immer nur dieselben Leute; aber man kann ja auch nicht immer gleich alles wollen! Doch! Gott will das! „Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit in Jesus kommen!“ (vgl. 1. Tim 2,4).

Das ist Gottes Anspruch an seine Gemeinde! Und er macht Petrus diesen Anspruch deutlich - in der Geschichte mit dem Tischtuch, in der Begegnung mit den Leuten des Kornelius! Machen Sie sich das bitte klar: Für Petrus ist das so, geriete seine ganze Welt - und vor allem seine fertig eingerichtete Gemeinde - aus den Fugen. Jahrtausend alte Regeln, nach denen er von Kindheit an gelebt hat, sollen plötzlich nicht mehr gelten. Aber Gott mutet ihm das zu! „Petrus, hast du mich lieb?“
Gott kennt unsere Schwachstellen! Gemeinde ist nicht fertig! Und wir machen sie auch nicht fertig!

Ich glaube, dass an der Geschichte von Kornelius und Petrus drei Wünsche Gottes an seine Gemeinden in der Welt deutlich werden!
1. Gott wünscht sich mehr Gemeinde als wir denken!
2. Gott wünscht sich eine offenere Gemeinde als wir denken!
3. Gott wünscht sich eine hörende, auf sein Wort konzentrierte Gemeinde!

A.: Gott wünscht sich mehr Gemeinde als wir denken!

Sehen Sie, wenn wir in der Bibel über das Thema „Gemeinde“ lesen, dann finden wir dort ganz oft das Wort „Bau“! Und Bau heißt einfach: Das ist noch nicht fertig! Das wird wohl mal ein Haus, eine Kirche, ein Dom! Aber es ist noch nicht fertig!
Gemeinde ist immer und grundsätzlich noch nicht fertig! Denn Gott will noch mehr als das, was wir jetzt haben und heute sind. Und er will noch mehr als uns! Und vor allem will er nicht, dass wir bleiben wie wir sind!

Gott möchte, dass wir mit unserer Gemeinde ein Abbild des Reiches Gottes werden.
Reich Gottes? Reich Gottes, das ist das Ziel, dass uns Gott ermöglicht: in echter tiefer lebendiger Gemeinschaft mit Gott zu leben - in alle Ewigkeit - als die Menschen, zu denen er uns eigentlich erschaffen hat!
Wohlgemerkt: Das ist das Ziel! Und wenn du ein Ziel hast, dann stehst du nicht still. Dann bist du in Bewegung!

In unserer Geschichte ist Jesus auf dem Weg nach Europa! Und Petrus hat sich niedergelassen, dachte, Gemeinde sei eine Doppelhaushälfte und er sei jetzt fertig damit! Aber Gemeinde, die am Reich Gottes mitbauen will, ist nicht fertig! Baut nicht was fertig, und macht die Tür hinter sich zu! Petrus’ Kollege Paulus wird mal an die Korinther schreiben: „Das Reich Gottes steht nicht in Worten, sondern in Kraft!“ (1. Kor 4,20).
„Kraft“ - eigentlich steht da „Dynamik“! Bewegung! Wenn Gemeinde nicht mehr in Bewegung ist, wenn Gemeinde nur noch um sich selbst kreist, dann läuft Gott ihr weg zu den Menschen!

Wenn Sie mich fragen würden, was ich gern mit Ihnen zusammen machen möchte, dann sage ich: Ich möchte gern mit Ihnen zusammen mit Gott Schritt halten! Aber ganz ernsthaft: Dazu wird häufiger, als wir zunächst denken, umdenken erforderlich sein:
umdenken, umkehren, umbauen,
Fehler machen, umwerfen, neu anfangen!
Dafür steht Petrus in unserer Geschichte - und neben und hinter ihm noch viele andere!
Gott wünscht sich mehr Gemeinde als wir denken! Es gibt viel zu tun, wenn wir Gemeinde sein wollen, die er sich wünscht! Aber wenn wir uns auf diesen Weg machen, den er sich für uns wünscht, dann werden wir mit ihm rechnen können - mit seinem Segen!

B.: Gott wünscht sich eine offenere Gemeinde als wir denken!

Es ist deutlich bequemer, Gemeindearbeit zu machen, ohne die Korneliusse und Kornelias dieser Welt mitzubedenken! Petrus hätte lieber in Ruhe zu Mittag gegessen und alles wäre beim Alten geblieben!

Aber mit Gemeindearbeit klappt das so nicht! Warum? Weil der Herr der Gemeinde, unser Herr, unser Kopf, unser Herzstück - Jesus eben! - sagt: „Siehe, ich mache alles neu!“ (Offb 21,5).
Und er sagt auch noch was hinterher, was letztlich das Programm von echter Gemeindearbeit in seinem Sinne umschreibt:
„Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst!“ (Offb 21,6).

Sehen Sie, das sind die Koordinaten, das ist die Zielausrichtung von Gemeindearbeit im Sinne Jesu:
Dass hier dem Durstigen gegeben wird
von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst!

Und das ist hier tatsächlich möglich! Warum? Darum: Weil er dafür gelebt hat, gestorben und auferstanden ist, damit der Durst nach Leben, wie Kornelius ihn spürte, wie jeder Mensch, der uns auf der Straße begegnet ihn spürt und kennt ..., - damit dieser Durst gestillt werden kann!
„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben - und es im Überfluss haben!“ (Joh 10,10).
Und dieses Leben gehört nicht uns!

Auch ‚unsere’ Gemeinde gehört nicht uns! Diese Kirche gehört nicht uns! Unsere Gemeindehäuser gehören nicht uns! Unsere Kindergärten gehören nicht uns!
Auch unsere Pastorinnen und Pastoren, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Ihre Begabungen und Fähigkeiten - nichts davon gehört uns!
All das gehört Gott. Und er will daraus Gemeinde in der Welt bauen!

Mein Traum von Gemeinde ist es, immer mehr Menschen zu finden, die sich darauf einlassen, die nicht nur fragen:
„Was ist hier für mich? Was ist hier meins? Wo wird hier was für mich, für meine Leute, für meine Gruppe, für meine Altersklasse getan?“
Sondern Menschen, die dabei mitmachen, dafür beten und arbeiten, dass sie selbst und andere an die Quelle lebendigen Wassers kommen! Nicht weil wir so gut sind und so unverzichtbar! Sondern weil Gott so gut ist, uns dazu gebrauchen zu können!

Es geht hier nicht um uns! Es geht darum, dass wir hier mit unserer Arbeit den Menschen, die wir einladen und die zu uns kommen, das Herz öffnen, dass sie ihren Durst nach Gott, nach Leben, nach Sinn entdecken - und erleben, dass hier mitten unter uns Jesus selbst am Werk ist und genau diesen Durst stillt!

Gott wünscht sich eine offenere Gemeinde als wir denken - eine Gemeinde, die den Durst der Menschen sieht - und darauf reagiert!

C.: Gott wünscht sich eine hörende, eine auf sein Wort konzentrierte Gemeinde!

Wissen Sie, für unsere Geschichte und für unsere Gemeinde ist es entscheidend wichtig, was der Kornelius da von Petrus will!
- Kornelius wollte nicht mal ein Pils mit Petrus trinken.
- Er wollte mit ihm auch nicht die neuesten Entwicklungen der Kommunalpolitik von Cäsarea durchhecheln.
- Er wollte keine Fotogruppe für Männer aufmachen und auch seine Frau nicht bei einem Kurs für rhythmisches Malen mit Aquarellfarben anmelden.

Was Kornelius wollte, finden wir drei mal in unserer Geschichte: Kornelius wollte hören!
- Etwas hören, das tröstet, das hilft,
- das ganz konkrete Lebenshilfe gibt,
- das im Glauben und Vertrauen auf Gott wachsen lässt und hilft eben zu dem Menschen zu werden, zu dem Gott ihn eigentlich geschaffen hat!
Und Petrus gibt ihm und seinen Leuten was zu hören: Er feiert mit ihnen Gottesdienst!

Haben Sie sich mal Gedanken gemacht, was das ist: Gottesdienst? Jemand, den ich sehr schätze, hat das mal so auf den Punkt gebracht:
Gottesdienst ist ein Ort und eine Zeit, an dem und in der niedergeschlagene, verletzte, frustrierte, orientierungslose Menschen Liebe, Akzeptanz, Hilfe, Hoffnung, Vergebung, Leitung und Ermutigung finden.

Mit Gottesdienst kann ich gut leben! Und ich habe einen Herzenswunsch: Dass Sie das auch können! Erleben, dass man mit Gottesdienst gut leben kann!
- Weil man was hört, das tröstet, das hilft, das Leitung gibt,
- das Entwicklung zu einer glaubenden Persönlichkeit möglich macht,
- das einem zeigt, dass man lebt und sich bewegt und zusammen mit anderen an einer großartigsten Sache der Welt arbeitet: „dass die Durstigen bekommen von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst!“

Um das Hören ist es bei uns nicht wirklich gut bestellt! Einer unserer Presbyter hat mal einen Satz gesagt, der ist so gut, der könnte von mir sein:
„Wenn wir schon Gebäude schließen müssen, lasst uns doch die Kirche schließen! Das merken 60% unserer Mitarbeiter/innen und 90% unserer Gemeindeglieder sowieso erst mal nicht!“

Ich sage das ganz offen:
Wenn eine Gemeinde Gottesdienst nicht mehr lebt und nicht mehr liebt, dann hört sie über kurz oder lang auf, Gemeinde zu sein! Dann gibt’s da nette Unterhaltung, Kaffee, Softdrinks, auch mal einen Wein oder ein Bier - aber kein lebendiges Wasser!

Woraus ich lebe ich und mache meine Arbeit? Oft mit Ach und Krach? Aus meiner Stillen Zeit mit Bibel und Gebet - und aus dem Gottesdienst! Aus dem, was mir Gott dort schenkt! Aus seinem Wort!
Was gibt Ihnen Kraft für Ihr Leben und Ihre Arbeit in unserer Gemeinde?

Einer der letzten Sätze aus unserer Geschichte, wo Petrus mit Kornelius und seiner Hausgemeinde Gottesdienst feiert, sagt: „Der heilige Geist fiel auf alle, die das Wort hörten“ (Apg 10,44). ... auf alle, die das Wort hörten!
Ganz spitz gesagt: Gottes kraftvolle, vollmächtige und bevollmächtigende Gegenwart ist bei denen, die ihn hören, ihn anbeten und sich ihm verdanken!

Heute ist Buß- und Bettag - ein Tag der Einkehr und Umkehr! Eine Chance, nachzudenken und umzukehren: zur Quelle des lebendigen Wassers! Und Gott wünscht sich, dass wir dort hinkommen! Gott wünscht sich nichts mehr, als dass wir dort hinkommen - in seine kraftvolle und bevollmächtigende Gegenwart - dorthin, wo wir den hier in unserer Gemeinde erleben, der von sich sagt: „Siehe, ich mache alles neu!“

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